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Cochlea-Implantate

Ein Vater erzählt

19. Februar 2019
Ha und Hang erwarten hoffnungsvoll diesen einen Moment: Am 27. Februar 2019 wird ihr fast dreijähriger Sohn Hung das erste Mal seit langem wieder die Stimmen seiner Eltern deutlich hören. Es ist der Moment, wenn das Cochlea-Implantat aktiviert wird, das der Junge im Rahmen des Programms HearVietnam am 21. Januar in Hanoi erhalten hat. Hung kam mit normalem Hörvermögen zur Welt, verlor aber im Alter von rund zwei Jahren auf Grund eines fortschreitenden Hörverlusts sein Gehör. Weil es in Vietnam weder eine Krankenversicherung noch staatliche Zuschüsse für Cochlea-Implantate gibt, unterstützt die Hear the World Foundation zusammen mit der Global Foundation for Children with Hearing Loss bedürftige Familien. Denn die Implantate, der chirurgische Eingriff sowie die lebenslangen Kosten für die Gerätepflege sind für viele Familien unbezahlbar. Was ein schwerer Hörverlust der Kinder für eine Familie mit geringem Einkommen bedeutet und was er und seine Frau sich für sein Kind von dem Eingriff erhoffen, erzählt Ha, der Vater des kleinen Hung.
„Wir haben zwei Söhne mit Hörverlust. Bis unser älterer Sohn etwa drei Jahre alt war, sprach er wie andere Kinder auch. Als er älter wurde, wunderten wir uns, dass er immer öfter undeutliche sprach, anstatt sich weiterzuentwickeln. Wenn wir ihn riefen, reagierte er oft einfach nicht. Wir gingen mit ihm zum Arzt, der herausfand, dass unser erster Sohn einen fortschreitenden Hörverlust hat: An einem Ohr ist sein Hörverlust schwerwiegend, am anderen Ohr hört unser Sohn fast gar nichts. Der Arzt im Kinderkrankenhaus riet uns, ihm Hörgeräte zu kaufen. Das taten wir, und er bekam auch Sprachtraining, vier Jahre lang. Eigentlich hätte er auch Implantate gebraucht jedoch lagen diese außerhalb unserer Möglichkeiten. Trotzdem besucht unser Sohn heute die normale Schule und wir sind sehr stolz auf ihn!

Doch die Freude hielt nicht lange:_ Als unser zweiter Sohn Hung zur Welt kam, rechneten wir nicht damit, dass er die gleichen Hörprobleme haben könnte wie sein Bruder. Auch Hung entwickelte sich erst ganz normal. Im Alter von zwei Jahren plauderte er munter, er liebte es zu singen und kannte viele Lieder. Auch die Namen seiner Großeltern sprach er klar und deutlich aus. Im April 2018, er war gerade zwei Jahre alt geworden, fing er immer mehr an zu nuscheln und reagierte seltener auf Geräusche. Als wir im Juni zu einer Untersuchung mit ihm zum HNO- Arzt gingen, ließen wir sein Gehör untersuchen – wir dachten aber nicht, dass mit seinen Ohren etwas nicht stimmen könnte.

Als der Arzt uns mitteilte, dass Hung wie sein Bruder einen schweren bis hochgradigen fortschreitenden Hörverlust hat, waren wir schockiert und ratlos. Ein Kind mit Hörverlust war noch machbar für uns. Aber gleich zwei – für uns brach eine Welt zusammen.

Wieder riet der Arzt uns, Hörgeräte zu kaufen – was wir taten, auch wenn es uns an den Rand unserer finanziellen Möglichkeiten brachte. An die Möglichkeit eines CI wagten wir gar nicht zu denken. Wie seinen großen Bruder meldeten wir Hung zur Sprachtherapie im Kinderkrankenhaus an. Die Therapeuten dort sind sehr engagiert. Sie wussten von dem Programm der Hear the World Foundation und Global Foundation for Children with Hearing Loss, das Cochlea Implantate für bedürftige Kinder spendet. Wir hofften inständig auf diese Unterstützung und bewarben uns.

Als wir erfuhren, dass Hung für das Programm akzeptiert wurde, weinten wir vor Freude. Für uns bedeutet das, dass er die Chance auf ein normales Leben hat. Wir hoffen, dass er nach der Operation und der Aktivierung wieder die Stimmen seiner Familie hören kann: Von uns, seinen Eltern, von den Großeltern, den Onkeln, Tanten – und dass er antwortet, wenn wir ihn rufen. Wir hoffen, dass er lernt, unsere Namen wieder deutlich auszusprechen. Und wir hoffen, dass er wieder mehr Kontakt aufnimmt mit unserer Familie und auch mit Kindern in seinem Alter. Momentan kann er das einfach nicht. Die Familie unterstützt ihn wo immer sie kann, damit er richtig sprechen lernt und selbstbewusster wird.

Mein Traum: Mein Sohn soll das Zwitschern der Vögel hören können

Ich liebe es so sehr, die Vögel singen zu hören. Deshalb sehne ich mich nach dem Moment, an dem ich mit meinem Sohn gemeinsam dem Zwitschern der Vögel lauschen kann. Auch Hung liebt die Vögel. Er spielt oft mit den Tieren und ruft nach ihnen. Als er kleiner war, konnte er das Wort „Vogel“ verständlich aussprechen, aber mit zwei Jahren sprach er schon so undeutlich, dass man es kaum noch verstand.
Es war immer unser Traum, dass unsere Kinder die Stimmen der Vögel hören können. Wenn dieser kleine Wunsch in Erfüllung geht, werden auch größere Wünsche wahr. Deshalb haben wir uns für dieses CI-Programm beworben. Unser Sohn soll die Chance bekommen, zu sprechen und zu hören – die Stimmen der Familie und die Geräusche in seinem geliebten Zuhause. Erst muss er die einfachen Dinge wahrnehmen. Dann wird er Schritt für Schritt auch die Welt entdecken.“

Über das Projekt

Hung ist eines von zehn Kindern mit schweren bis hochgradigem Hörverlust, denen die Hear the World Foundation in Vietnam die neusten Cochlea-Implantate, die Kosten für die Operationen und audiologischen Nachversorgungen spendet. Die Kinder erhalten ein Jahr lang Sprachtherapie durch vietnamesische Fachleute, die von der Global Foundation For Children With Hearing Loss über mehrere Jahre ausgebildet wurden. Somit bekommen die Familien alles, was sie brauchen, sodass ihre Kinder optimal vom Cochlea Implantat profitieren können. Sie können sprechen lernen, zur Schule gehen – und so ein Leben ohne Einschränkungen führen.

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