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Eine akute Mittelohrentzündung beginnt häufig mit einem Schnupfen oder einer Grippe. Wie der Name es schon sagt, ist bei der Mittelohrentzündung oder Otitis Media das Mittelohr, der Bereich zwischen dem Trommelfell und dem Innenohr, entzündet. Neben starken Schmerzen kann eine Mittelohrentzündung auch einen Hörverlust herbeiführen. Um dem entgegenzuwirken, informieren wir hier über Formen, Symptome und Behandlung.

Eine Mittelohrentzündung tritt im Allgemeinen nach einer Infektion der oberen Atemwege auf, etwa nach einer Erkältung. Nach einigen Tagen mit verstopfter oder laufender Nase kann die Infektion auf die Ohren übergreifen. Die Schleimhaut des Mittelohrs entzündet sich und die eustachische Röhre geht zu. Eine verstopfte eustachische Röhre beeinträchtigt die Luftzirkulation im Mittelohr und es kommt zu einem Unterdruck. So bildet sich ein Vakuum und wenn sich dieses nicht löst, beginnt die Schleimhaut in manchen Fällen ein Sekret abzusondern.

FORMEN DER Mittelohrentzündung

Akute Mittelohrentzündung

Wenn etwas als “Ohrentzündung” bezeichnet wird ist meistens eine akute Mittelohrentzündung gemeint. Sie ist durch schnelles Auftreten und relativ kurze Dauer gekennzeichnet. Im Allgemeinen ist die akute Mittelohrentzündung viraler Natur, sie kann jedoch auch bakteriell ausgelöst werden.

Seröse Mittelohrentzündung oder Otitis media mit Paukenerguss

Eine seröse Mittelohrentzündung folgt meistens auf eine akute Mittelohrentzündung. Die Bildung von Flüssigkeit durch die entzündete Schleimhaut kann vorübergehend ohne Entzündungszeichen verlaufen. Die seröse Mittelohrentzündung kommt häufig im Kindesalter vor und wird auch als ‘Leimohr’ bezeichnet.

Chronische Mittelohrentzündung mit Paukenerguss

In einigen Fällen entwickelt sich aus einer serösen eine chronische Mittelohrentzündung, sie kann 6 Wochen oder länger andauern. Obwohl keine Entzündung vorzuliegen scheint, verbleibt Flüssigkeit für längere Zeit im Mittelohr oder bildet sich immer wieder. Je länger die Flüssigkeit im Mittelohr verbleibt desto zähflüssiger wird sie.

Kinder sind besonders betroffen

Symptome und Anzeichen

Die Anzeichen und Symptome einer Mittelohrentzündung können leicht bis schwer sein. In ihrer mildesten Ausprägung tritt die akute Otitis media in Verbindung mit einer Erkältung auf. Das Ohr fühlt sich verstopft an, tut weh oder es kommt zu einem Gefühl des mangelnden Druckausgleichs. Diese Symptome verschwinden gewöhnlich, wenn die Erkältung vorbei ist. In schwereren Fällen treten Hörverlust, Ohrenschmerzen, Schwindel, hohes Fieber, Ohrenfluss, Übelkeit und Tinnitus auf. In einigen Fällen hält das Trommelfell nicht dem zunehmenden Druck der sich bildenden Flüssigkeit stand. Dies wird als perforiertes Trommelfell bezeichnet. Obwohl das gefährlich klingt, hat es den positiven Effekt, dass die Flüssigkeit durch das Aussenohr abfliessen kann. Meistens geht das mit einem Nachlassen der Schmerzen und der allgemeinen Krankheitssymptome einher.

Bei Kindern sind die Symptome oft weniger deutlich, vor allem bei kleineren Kindern, die noch nicht artikulieren können, wo sie Schmerzen haben. Zu den typischen Zeichen zählen jedoch:

  • Am Ohr ziehen
  • Appetitverlust
  • Unruhe und Schreien
  • Schlafstörungen
  • Hohes Fieber
  • Ausfluss aus den Ohren
  • Gleichgewichtsstörungen
  • Hörstörungen, insbesondere leise Geräusche oder Ansprechen von hinten werden nicht gehört

Mittelohrentzündung bei Kindern

Die Mittelohrentzündung ist eine der am häufigsten bei Kindern auftretenden Krankheiten (Bluestone & Klein, 2000). 75 bis 90 Prozent aller Kinder zwischen sechs Monaten und sechs Jahren sind davon mindestens einmal betroffen. Kinder sind anfälliger für Mittelohrentzündungen, da ihre Ohren und ihr Immunsystem noch nicht vollständig entwickelt sind. Die Beschaffenheit der eustachischen Röhren und Rachenmandeln von Kindern sind für die Entwicklung von Ohrentzündungen verantwortlich. Die eustachischen Röhren eines Kindes sind kürzer und horizontal ausgerichtet, wodurch Flüssigkeit nicht so gut aus dem Ohr abfliessen kann. Die im oberen Rachenraum neben der eustachischen Röhre gelegenen Rachenmandeln sind bei Kindern gross und können daher die Öffnung der eustachischen Röhren leicht beeinträchtigen. Das im Vergleich zu Erwachsenen noch nicht so weit entwickelte Immunsystem von Kindern führt ausserdem zu einer grösseren Anfälligkeit für Entzündungen. Mit 7 bis 10 Jahren sind die Kinder gewöhnlich aus der Zeit der Ohrentzündungen ‚herausgewachsen’.

Die Auswirkungen einer Mittelohrentzündung oder eines ‘Leimohres’ bei einem Kind werden häufig unterschätzt, da die Eltern oftmals nicht wissen, dass ihr Kind darunter leidet. Flüssigkeit im Mittelohr dämpft Geräusche, was zu einem vorübergehenden Hörverlust führen kann. Ein Kind mit einem Leimohr reagiert vielleicht nicht auf leise Geräusche, versucht die Lautstärke von Fernseher oder Radio aufzudrehen, redet laut und kann ruhelos und unaufmerksam wirken. Das Leimohr zeigt oft keine weiteren Symptome. Wenn es länger andauert, kann es negative Auswirkungen auf die Sprachentwicklung und folglich die schulischen Leistungen des Kindes haben.

Einer laufenden Nase aufmerksam begegnen und Mittelohrentzündungen vorbeugen

Vorbeugung und Behandlung

Es gibt nur wenige wissenschaftliche Hinweise darauf, dass bestimmte Massnahmen eine Mittelohrentzündung verhindern können. Die Otitis media ist eine Begleiterscheinung einer Infektion der oberen Atemwege, daher kann man vorbeugen, wenn man die Risiken für solche Infektionen reduziert. Einige Studien haben ergeben, dass folgende Aspekte sich auf die Inzidenz der Otitis media bei Kindern auswirken können: ein eingeschränkter Umgang mit anderen kranken Kindern, die Vermeidung von Zigarettenrauch, häufiges Händewaschen, keine Liegendfütterung mit der Flasche, Diäten und Allergien.

In vielen Fällen kann das Auftreten einer akuten Otitis media innerhalb von drei bis vier Tagen durch die Verschreibung und Gabe von Ohrentropfen, frei verkäuflichen Dekongestiva und Analgetika abgewendet werden. Um zu verhindern, dass eine akute Mittelohrentzündung chronisch wird oder ernst- hafte Komplikationen auftreten, sind manchmal Antibiotika erforderlich. Nach einer angemessenen Gabe von Antibiotika ist die Mittelohrentzündung im Allgemeinen innerhalb von zwei bis drei Wochen ausgeheilt.

Sollte eine Mittelohrentzündung Anlass zur Sorge geben?

Die Mittelohrentzündung zählt zu den sehr häufig auftretenden gesundheitlichen Beschwerden. In der Mehrheit der Fälle ist der Krankheitsverlauf mild, die Symptome verschwinden von selbst oder können leicht behandelt werden. Das Mittelohr hat eine ausgeprägte Selbstheilungskraft und Komplikationen treten sehr selten auf. Sogar ein perforiertes Trommelfell kann von selbst ausheilen. Da jedoch die unerkannte Mittelohrentzündung und ein daraus resultierender Hörverlust bei Kindern langfristige Auswirkungen haben kann, sollten Eltern trotzdem nicht vergessen, dass eine laufende Nase auch zu einem verschnupften Ohr führen kann.

Shin-Shin Hobi

Quellen

Bluestone CD and Klein JO (2000)
“Otitis media in Infants and Children” Saunders
Owen MJ, Baldwin CD, Swank PR, Pannu AK, Johnson Dl, Howie VM (1993)
“Relation of infant feeding practices, cigarette smoke exposure, and group child care to the onset and duration of otitis media with effusion in the first two years of life” J. Pediatr, 123 (5): 702-11