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hochwertige Hörversorgung für die Ukraine
Die Ukraine ist zwar seit dem Zerfall der Sowjetunion im Jahre 1991 unabhängig. Das Gesundheitssystem der Ukraine steht aber noch ganz im Zeichen des sowjetischen Systems: Laut Gesetz hat jeder Bürger Anspruch auf kostenlose medizinische Versorgung, in der Praxis müssen die Patienten jedoch hohe Summen für jede Behandlung zahlen. Gemäss WHO gaben 2016 die ukrainischen Haushalte 25% ihres Einkommens für die medizinische Versorgung aus. Trotzdem ist die Lebenserwartung in der Ukraine 11 Jahre kürzer als in anderen europäischen Ländern .
Ort & Jahr
Projekt Partner
Hearing Centre Ivano-FrankivskSupport
Hauptfokus
Auch im Bereich der hörmedizinischen Versorgung besteht Verbesserungsbedarf. Zwar stellt der Staat Menschen mit Hörverlust kostenlose Hörgeräte zur Verfügung, doch nützen diese wenig. Jeder Patient bekommt nur ein Hörgerät, obwohl die meisten zwei bräuchten. Darüber hinaus werden die Hörgeräte häufig nicht richtig angepasst. Es gibt kein landesweites Hörscreening-Programm für Neugeborene und die Krankenhäuser sind nicht für eine umfassende Untersuchung des Gehörs ausgerüstet.
Unser Partner, das Hearing Centre in Ivano-Frankivsk, möchte das ändern. Das Hearing Centre wurde von drei jungen ukrainischen HNO-Ärzten gegründet: Roman, Myroslava und Ostap. Roman und Ostap haben einige Zeit in den USA studiert. Das hat ihnen geholfen zu verstehen, was sich in ihrem Heimatland ändern muss. Je mehr sie im Ausland dazulernten, desto stärker wurde ihr Wunsch, in die Ukraine zurückzukehren und das Gelernte dort anzuwenden. Aus diesem Wunsch und mit der Hilfe von Hear the World und anderen NGOs und Non-Profit-Organisationen entstand das Hearing Centre.
Umfassende Hördiagnostik unter einem Dach
Das Ziel des Hearing Centres ist es, alle für die Höruntersuchung erforderlichen Leistungen und Tests unter einem Dach anzubieten. Patienten, die operiert werden müssen, brauchen nur in das nächstgelegene Krankenhaus zu gehen.
Ein weiteres Ziel des Hearing Centres ist es, angehende HNO-Ärzte im Bereich Audiologie und audiologische Diagnostik zu schulen. Die Universitäten verfügen zwar über die nötigen Einrichtungen, um Medizinstudenten darin auszubilden. Mangelnde Ausstattung ist in der Ukraine gar nicht das Problem, sondern eher fehlendes Fachwissen.
Die Hear the World Foundation unterstützt das Hearing Centre seit 2018 sowohl finanziell – bei der Anschaffung von Diagnosegeräten – als auch durch mit Hörgeräten. Das nötige Fachwissen vermitteln Hörexperten, die ehrenamtlich Hilfe leisten und als Mentoren zur Verfügung stehen.
Ausbau der Kompetenzen vor Ort durch eine Schulung in Lübeck
Im Sommer 2019 wurde Myroslava, eine Mitbegründerin des Hearing Centres, unter allen Projektpartnern von Hear the World als eine von drei Partnern ausgewählt, um im Rahmen der „Internationalen Sommerakademie“ in Lübeck an einer Schulung für Pädaudiologie teilzunehmen.
Während des einwöchigen Intensivkurses lernte sie Best Practices für die Diagnose von Hörverlust bei Kindern kennen. Sie lernte, wie man Otoplastiken für das kindliche Ohr und Kinder-Hörgeräte anpasst und wie man die Familien in die Versorgung der Kinder einbindet. Im Austausch mit Fachleuten lernte sie außerdem moderne Hörtechnologien und Diagnostikverfahren kennen.
Um für Myroslava und ihr Team eine geeignete Aufbauschulung zu entwickeln, besuchte ein Team von Hear the World das Hearing Center im November 2019. Mit dabei waren Julia Litvina, Dozentin für Audiologie von Sonova Russland, und Dorothe Veraguth, HNO-Ärztin und Mitglied des Stiftungsbeirats der Hear the World Foundation.
Die frühzeitige Erkennung ist entscheidend
Das Hörscreening für Neugeborene ist eine weitere Initiative des Hearing Centres. Wenn das Gehör von Babys und Kindern nicht regelmäßig überprüft wird, bleibt ein Hörverlust oft lange unerkannt und wird entweder gar nicht oder zu spät behandelt. Um ein Hörscreening-Programm in der Ukraine ins Leben zu rufen, plant das Hearing Centre, alle drei Tage die Entbindungshäuser von Ivano-Frankivsk aufzusuchen. Dort wollen sie Hörscreenings für Neugeborene durchführen und Schulungen für die Mitarbeiter anbieten. Die für das Neugeborenen-Screening notwendige Ausrüstung wird zwar vom Staat zur Verfügung gestellt – es gibt jedoch bisher keinerlei Schulung dazu und die Screening-Ergebnisse können nicht ausgewertet werden.