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audiologische VERSORGUNG in indien
Das HEAR India-Projekt unterstützt Schülerinnen und Schüler der Rangammal School, einer Schule für Hörgeschädigte in einem ländlichen Teil Südindiens, welche rund 200 Kinder beherbergt. Das Ziel des Projekts: Sicherzustellen, dass alle Kinder digitale Hörgeräte bekommen, lokale Experten in audiologischer Versorgung zu schulen und Kindern Zugang zu Sprachtherapie zu ermöglichen.
Ort & Jahr
Projekt Partner
The Sylvia Wright TrustSupport
Hauptfokus
Gemäss Angaben der Regierung wächst die indische Wirtschaft so rasant und stark wie kaum eine andere. Dieser Boom verhilft vielen Indern zu einer neu erlangten Kaufkraft und einem nie dagewesenen Konsumrausch. Doch gerade in den ländlichen Gebieten, in denen weit über die Hälfte der Bevölkerung ihren Lebensunterhalt in der Landwirtschaft verdient, ist dieses Wachstum und der wirtschaftliche Aufschwung wenig spürbar. An den meisten Orten fehlt es an Grundinfrastruktur und medizinische Versorgung ist rar.
So auch in Tiruvannamalai, einer südindischen Kleinstadt 160 Kilometer südwestlich der Grossstadt Chennai im Bundesstaat Tamil Nadu. Der Sylvia Wright Trust engagiert sich dort seit 1992. Neben einem Krankenhaus, hat die Organisation vor Ort eine Tagesstätte für schwerbehinderte Kinder sowie ein Internat für Schüler mit Hörverlust aufgebaut. In der Rangammal Memorial School for Hearing Impaired werden bedürftige Kinder zwischen drei und 18 Jahren kostenlos unterrichtet. Neben einer fundierten Schulbildung erhalten alle Schüler hier auch eine hörmedizinische Versorgung. Und: Dank der Unterstützung der Hear the World Foundation neue digitale Hörgeräte.
NACHVERSORGUNG UND KONTINUIERLICHE SCHULUNGEN
Im Februar 2016 besuchten zwei Sonova Audiologinnen, Anna Biggins und Crystal Variava, im Rahmen eines Freiwilligeneinsatzes die Rangammal Schule. Ihr Ziel: Sicherstellen, dass die Hörgeräte, welche die Kinder vor kurzem erhalten haben optimal funktionieren. Aber auch die Schulung von lokalem Fachpersonal stand auf dem Programm. „Am ersten Tag haben wir uns erst einmal die Arbeitsabläufe angesehen und analysiert. Denn wir wollten herausfinden, worauf wir den Fokus unserer Schulung legen müssen“, sagt Anna Biggins. Eines der grundlegenden Probleme, welches sie dabei identifiziert haben, ist die Reparatur und das Testen der Hörgeräte, die durch das feuchte Klima anfällig werden. Das übernahmen bisher vier Lehrer mit audiologischer Zusatzausbildung.
Anna und Crystal zeigten deshalb während ihres Aufenthaltes den anderen Lehrern, wie man die wesentlichen Check-ups macht. Dieses Programm wurde während des Projektbesuchs von vier Sonova-Volontären im Oktober 2016 noch weiter vertieft. Allen Lehrern wurde gezeigt wie sie einfache Reparaturen an Hörgeräten selber vornehmen können. Dank diesem Programm kann eine breitere audiologische Versorgung gewährleistet werden. „Ich bin beeindruckt, wie viel Anna und Crystal in dieser kurzen Zeit erreicht haben – ihre Unterstützung hat die Lehrer einen grossen Schritt vorangebracht“, bedankt sich Diane Ward, Projektleiterin Rangammal Memorial School.
Crystal, Mitarbeiterin von Sonova in Indien, welche die Rangammal Schule bereits zweimal als Volontärin besucht hat, sagt, dass sie sie auch weiterhin unterstützen möchte: „Ich habe mir für die nächsten Jahre vorgenommen, die Infrastruktur noch weiter zu verbessern, damit alle Kinder schon in sehr jungem Alter die geeigneten Hörgeräte erhalten. Das ist heute nicht immer der Fall, aber sehr wichtig für die altersgerechte Entwicklung des Sprachvermögens.“
SPRACHTHERAPIE UND WEITERENTWICKLUNG DER LEHRPERSONEN
Ausschlaggebend für die Entwicklung sind auch Sprachtrainings. Seit dem Projektbesuch im Februar und dem im November wurden bereits grosse Fortschritte erzielt. Die Lehrer fordern nun ihre Schüler aktiv dazu auf, Wörter und Sätze auszusprechen und zu artikulieren – Sie motivieren sie zum Sprechen. Obwohl die Schüler im Spracherwerb und in der Entwicklung des Sprachvermögens Fortschritte machen, tauschen sie sich in ihrer Freizeit untereinander noch immer mit Gebärdensprache aus. Um die sprachlichen Fähigkeiten der Schüler weiterzuentwickeln und um ihr Potenzial auszuschöpfen, bietet die Schule künftig eine verbesserte Sprachtherapie. Dazu müssen auch die Fähigkeiten der Lehrpersonen weiterentwickelt werden.
Die Hear the World Foundation unterstützt das Projekt im Jahr 2016 mit Hörgeräten für alle neuen Schüler und Ersatzgeräten für Schüler mit bisher analogen Hörgeräten. Weiter stellt sie finanzielle Mittel für das Ausbildungsprogramm der Lehrkräfte und die Sprachtherapie bereit und sendet regelmässig Volontäre – Mitarbeitende von Sonova Indien, welche vor Ort fachlich unterstützen.
„ICH WERDE EINMAL LEHRER“ – DAS SCHICKSAL VON GURU
Wie sein Vater und seine Cousins hat der 6-jährige Gurumoorthy, auch Guru genannt, einen angeborenen Hörverlust. Seine Hörminderung wurde zwar schon im Alter von zwei Jahren diagnostiziert. Da sich seine Familie aber keine Hörgeräte für ihren Sohn leisten konnte, wurde dieser erst beim Eintritt in die Rangammal Schule im Alter von vier Jahren mit Hörgeräten versorgt. Seither macht er grosse sprachliche Fortschritte und ist der beste Schüler in seiner Klasse. Gurumoorthy fühlt sich sichtlich wohl in der Schule, obwohl seine Eltern über 30 Kilometer entfernt wohnen und er sie in der Regel nur einmal im Monat sieht. Über das gelegentliche Heimweh trösten ihn seine älteren Cousins hinweg, die ebenfalls die Rangammal Memorial School for Hearing Impaired besuchen. Sein Lieblingsgeräusch sind die Krähen am Morgen vor seinem Zimmer und am liebsten spielt er mit seinem besten Freund Tanmuri und den anderen Jungs in der Schule Cricket. Sein Lieblingsfach ist die Umweltwissenschaft und wenn er gross ist, möchte er Lehrer werden. Die Kurzform seines Namens Guru bedeutet Lehrer – Zufall oder Schicksal?