Libanon: Eine inspirierende Erfahrung
14. Juni 2018
Lisa Robertson (ebenfalls Audiologin bei Boots Hearingcare) und ich machten uns auf den Weg von London Heathrow nach Beirut im Libanon – auch bekannt als Paris des Nahen Ostens. Ich weiss gar nicht, wo anfangen, um von dieser grossartigen Reise zu erzählen.
Es dauerte sieben Stunden, um endlich nach Beirut zu kommen, wo die Sonne strahlte und das Meer so blau wie der Himmel war. Wir wurden vom Hear the World-Team rasch in die Nachversorgung der Hörgeräte eingewiesen. Das Team bestand aus zwei weiteren Audiologen, nämlich Cornelia Hahn (GEERS, Deutschland) und Julien Crosnier (Audition Santé, Frankreich), sowie Elena Torresani, Director Hear the World Initiative, und dem libanesischen Partner Houri Hearing. Obwohl wir alle aus verschiedenen Teilen der Welt kamen, hatten wir ein gemeinsames, klares Ziel.
Der erste von vielen unvergesslichen Tagen
Am frühen Morgen des ersten Tages fuhren wir auf den belebten Strassen von Beirut Richtung Norden nach Ghazir. Unser Partner Houri Hearing hatte uns ermöglicht, die Klinik in Ghazir für die Nachversorgung der syrischen Kinder aus dem Norden Libanons zu nutzen. Als der Bus aus den Flüchtlingslagern ankam, wurde die Klinik mit laut lachenden Kindern geflutet. Jetzt war es an der Zeit, den libanesischen Espresso wegzustellen und die Arbeit in Angriff zu nehmen. Die traurige Erkenntnis, dass wir uns gleich neben Syrien befanden, wo Tod und Zerstörung alltäglich sind, trieb uns mit grosser Klarheit an. Es bestärkte uns darin, unsere breiten audiologischen Fähigkeiten zur Rehabilitation und Behandlung mit Hörgeräten bei den bedürftigen Kindern einzusetzen.Im Laufe der Woche reisten wir zur Gehörlosenschule IRAP (Institut de rééducation audio-phonétique), wo alle sehr herzlich und freundlich waren. Ein wunderbar anhaltender Duft von Süssigkeiten umgab das Institut: Schokolade, Kekse und Dekorationsstücke wurden in der Schule von Hand gefertigt, um sie im ganzen Libanon zu verteilen. Ich war fasziniert von diesem Schulbetrieb und seiner völligen Selbständigkeit. Ich war überrascht, wie gut das IRAP ausgestattet und in der Lage war, das Teilinternat für gehörlose Schülerinnen und Schüler zu unterstützen, um einen reibungslosen Schulbetrieb zu gewährleisten. Für uns wurden zwei Stationen für die Nachversorgungen eingerichtet. Wir arbeiteten in schalldichten Kabinen, die ausschliesslich für audiologische Arbeiten aufgebaut wurden, wo wir die Kinder aus dem Nahen Osten untersuchen konnten.
Seit November 2017 ist vieles passiert
Die meisten Kinder, die wir getroffen haben, kamen mit den im November 2017 angepassten Phonak Sky-Hörgeräten sehr gut zurecht. Viele zögerten keine Minute, uns ihre neu erlernte Fähigkeit – zu sprechen – vorzuführen. Seit der Anpassung der Hörgeräte im November 2017 war es den Eltern, den Lehrern und den Kindern selbst aufgefallen, dass sie begonnen hatten, Wörter zu entwickeln! Und neue Sprachlaute. Ich war überwältigt von dem von Herzen kommenden Lob und der grossen Dankbarkeit der Eltern und Kinder.Manchmal standen wir vor riesigen Herausforderungen und konnten nicht immer bei allen Hörproblemen der Kinder helfen – aber wir haben es versucht. Wir waren emotional sehr berührt, als uns die Kinder ihre kaputten Hörgeräte zeigten. Oder zum Beispiel Hussein, der aufgrund seines Hörverlusts und seines sichtbaren Hörgeräts gehänselt und immer ein bisschen mehr an den Rand gedrängt wurde. Er war eigentlich ein glückliches Kind und konnte auf die Hörgeräte wegen eines schweren Hörverlusts nicht verzichten. Als Achtjähriger wollte er dann aber unbedingt dazugehören. Nachdem man die Hörgeräte repariert und mit Schulen in der Umgebung von Beirut gesprochen hatte, wird Hussein nun in eine Schule für Hörgeschädigte aufgenommen. Vielen Dank an die Hear the World Foundation!
Persönliche Eindrücke am Ende der Woche
Als unsere Zeit in Beirut zu Ende ging, erkannten wir das grosse Glück, das wir bei uns zu Hause haben. Von der Sicherheit, in der unsere Kinder leben, bis hin zu einem verlässlichen Bildungssystem geniessen wir in unseren Ländern volle Sicherheit und umfassende Unterstützung für das Kind und uns Eltern durch Gehörlosenlehrer, Therapeuten und Sonderschulen.Ich nutze diese Gelegenheit, meinen Dank an Houri Hearing, an die Hear the World Foundation und an die europäischen Audiologen zu richten, die mir dieses eindrückliche und aufschlussreiche Erlebnis ermöglicht haben – um praktische Erfahrungen zu sammeln, jedoch auch um meine Fähigkeiten zu nutzen für eine kleine, aber lebensentscheidende Veränderung!